Das Tagebuch von Janna-Berta war eine Idee der Gruppe Inhalt, die dann auch zu einzelnen Kapiteln versucht hat, einen möglichen nachträglichen Tagebucheintrag von Janna - Berta zu verfassen. Bei diesen Tagebucheinträgen ging es darum, sich mit den Gedanken und Gefühlen von Janna- Berta in verschiedenen Situationen auseinanderzusetzen. Die Gruppe Inhalt wünscht viel Spaß beim Lesen und evtl. auch beim Diskutieren, ob die entsprechenden Tagebucheinträge realistisch, gelungen, ... sind.
Lea | Leonard | Moritz | Leonie und Marta | Ela | Jonas und Nikola | |
S.223[…] Da zog Janna-Berta die Mütze vom Kopf und begann zu sprechen. Ihr Gesicht wurde hart, ihre Augen spiegelten pure Verachtung. Ihr harter Blick traf den Oma-Bertas ohne jeglichen Respekt mit der ganzen Trauer und den Qualen der letzten Zeit. "Ihr redet, als wärt ihr dabei gewesen, bei der Panik, die hier ausbrach, bei der Todesangst die jeden von uns antrieb." Langsam begannen sich ihre Augen zu Schlitzen zu verengen und eine Wut brach aus ihr, die sie die ganze Zeit hinter dicken Mauern gehalten hatte. Eine Wut auf die Politiker, die ihre Worte zügelten, sobald sie etwas schlimmeres als falsche Geldinvestition zu verantworten hatten. Eine Wut auf Tünnes, der sie in Unwissenheit gelassen hatte und auf Helga, die sich nur um ihr Ansehen gekümmert hatte, auf Elmar, der nicht gekämpft und sie im Stich gelassen hatte und auf Hans-Georg und Berta, die während der Katastrophe am Strand saßen und der aufgehenden Sonne zusahen, in der Luft eine salzige Briese und sich jetzt darüber aufregten, dass die Politiker zu viel gesagt hatten, dass das Leid nur vorgespielte Übertreibung was. "Ihr redet, als hättet ihr den Tod von Uli miterlebt, als lägt ihr auf Pritschen neben sterbenden Kindern, den stinkenden Leichen, während ihr dahin vegetiert und euch die Haare ausfallen, ihr zu schwach seid, euren Kopf zu heben, euch jeder ins Gesicht lügt, sich die Menschen auf der Straße mitleidig anschauen und glücklich, dass sie es nicht sind, mit der Glatze, abgegrenzt von allen anderen. Als wärt ihr es, die sich nicht trauen in der Totenkartei nachzusehen, weil ihr Angst habt, dass die Hoffnung, dass noch einer lebt, sterben könnte, als hättest ihr gehört, dass Jo, Kai, euer Sohn und eure Schwiegertochter, das Kind von Almut, eure Freunde tot sind. Abgeknallt von Militär, das selbst nicht überleben wird oder verstrahlt, an den elenden Qualen der Strahlenkrankheit gestorben, zu schwach zum Leben, ermordet, weil sie die Blicke der Gesunden, die Zukunftslosigkeit nicht mehr ausgehalten haben, sich mit Tabletten den Kick gegeben." Während sie sprach, liefen ihr heiße Tränen über ihr Gesicht, doch ihre Stimme wurde nicht brüchig, Wut trieb sie an. Verzweifelte Sätze voller Schmerz und Hilflosigkeit, am Ende schrie sie fast. Ihre Fäuste waren geballt, die Knöchel traten vor Anstrengung weiß hervor. Als sie endete, blickte sie unbeschämt in die Augen, fast herausfordernd. Oma Berta war die Kinnlade herunter gefallen, Opa Hans-Georg starrte sie ungläubig an, doch Janna-Berta blieb hart. Eine leichte Briese strich ihr über den nackten Kopf, als wollte sie Bewegung in die Szene bringen, doch da bewegte sich nichts mehr. Opa Hans-Georg fasste sich als erster. "Die Jungend heutzutage ist eben etwas launisch und übertrieben.", sagte er mehr zu sich selbst und Oma Berta als zu Janna-Berta. "Jannchen, das wollen wir ganz schnell vergessen." Lächelnd wand er sich zu Janna. Er wollte eine Bestätigung. Janna-Berta starrte, ihr Gesicht wurde erst schneeweiß, dann knallrot. Ihr Mund verzog sich, als wären es jetzt die Lippen, die die Wut zurückhalten mussten. "Nein!", schrie sie. Ihre hohe, schrille Stimme, die die Wut forderte, spannte die Luft zum zerreißen, der Tee in den Tassen kräuselte sich auf der Oberfläche. Opa Hans-Georg räusperte sich, doch Janna-Berta war noch nicht fertig. "Vergessen, unser Leid überspielen, die Ordnung, die Politik nur nicht aus dem Ruder kommen lassen. Ruhe bewahren, darüber schweigen, Gras darüber wachsen lassen. Ein geheimes Thema. Den Fehler, das Schweigen der Politiker, die Schande des Landes nicht durchdringen lassen, ja nicht aufwirbeln. Noch viele Jahre werden Missgeburten geboren werden, vielleicht wird eines davon eure Urenkelin. Ihr Blick wurde glasig, sie sah in weite Ferne, Trauer lag in ihren Augen. "Sie werden einfach aus der Gemeinschaft ausgeschlossen, vergessen." Ihre Stimme war nun fast ein flüstern. "Aber das nächste Mal werdet ihr nicht sagen können, ihr hättet von nichts gewusst." Eine kleine Träne rollte über Janna-Bertas spitze Wangen. In der letzten zeit war Janna erwachsen geworden, hatte ihre Kindheit in dem schönen Haus auf dem Hügel gelassen. Ihre rundlichen Backen traten nun spitz heraus, ihre fröhlichen Augen lagen in tiefen Höhlen. Plötzlich übermannte sie eine Welle von Erschöpfung. Ihre Kehle war trocken, doch sie trank nichts von dem Tee, der vor ihr stand. Sie blieb sitzen, hart, wollte keine Blöße zeigen. Oma Berta hob den Kopf. Sie hatte die ganze Zeit auf ihr geblümtes Kleid gestarrt, während Hans-Georg gesprochen hatte. Ihre kleinen, runden Augen waren feucht und ruhten mit Trauer gefüllt auf Janna-Berta. "Ist das wahr? Leben Kai, Uli, deine Eltern, Jo..." Sie machte eine kurze Pause, ihre Augen huschten nun ungläubig hin und her. "Almuts Kind!" Ihre Augen blickten wieder genau in die dunklen Tiefen Janna-Bertas, als wollte sie etwas suchen, doch sie verschloss sich. "Tot?", hauchte Oma Berta. Janna Berta presste ihre Augen aufeinander, Tränen der Trauer, des Schmerzes der Wunde in Janna-Bertas Herz, aufgeplatzt, als sich eine dünne Kruste des Verdrängens darüber gelegt hatte, liefen ihr übers Gesicht. Sie nickte. Oma Berta schloss die Augen, ihre Lippen wurden zu einem schmalen Strich, Tränen. "Sie waren noch so jung...", fieng sie an, dich ihre Stimme brach. Opa Hans-Georg starrte Janna an, als könnte er so ihre Worte rückgängig machen. ER hatte es nicht bemerkt, überhört, als es Janna-Berta gesagt hatte, die Tatsache,dass seine Enkelin mit ihm über Politik diskutiert hatte, dass Janna-Berta ihm in solch einem Gebiet widersprach, hatte ihn im ersten Moment verwundert, dann hatte er alles auf die Jungend geschoben, völlig übertrieben. Aber seine Ohren hatten es nicht wahrgenommen, vielleicht wollte er es nicht wahrhaben. Tiefe Trauer überrumpelte ihn, beschattete seine Gedanken. Es konnte nicht sein. "Kind, das glaube ich nicht!" Fieberhaft suchte er nach Erklärungen. "Bestimmt sagen die nach einer Zeit einfach, sie sind tot, obwohl sie noch leben, einfach nicht gefunden. Vielleicht sitzen sie gerade in irgendeinem Keller und warten." Janna-Bertas zittriger Atmen stockte. Mit einer Hand wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht, mit der anderen krallte sie sich an der Tischplatte. Noch einmal stark sein. Sie blickte auf, starrte in Opa Hans-Georgs Augen. "Du kapierst es einfach nicht, oder?" Ihre Lippen zitterten, ihre Augen funkelten. "Das hier ist die Wahrheit. Die tausenden Opfer, die verstrahlte Gegend, es wird nichts wie es früher war. Meine Eltern, ich werde sie nie wieder sehen, sie sind für immer von uns gegangen. Vielleicht werden wir Sperrzone 3 nie wieder betreten können, es wird für immer ein unbewohntes, trauriges Gebiet bleiben, das einfach vergessen wird. Es wird vergessen, wie die Leichen, die dort vielleicht noch Jahre liegen, in Keller geworfen oder unter tote Rosenbüsche gekehrt. Es ist eine Gegend, in der vor ein paar Monaten noch glückliche Kinder gespielt haben und fröhliche Hunde Schafherden trieben. Und so wird es wieder kommen, wenn ein weiterer teil unserer Erde verstrahlt, getötet wird." Ihr Gesicht blieb starr, bekräftigte ihre Worte. "Es wird kein nächstes Mal geben, das war eine Ausnahmen, einzigartig.", sagte Hans-Georg stur, mit dem Blick auf seine Schuhe. Er blickte kurz auf, sah aber wieder weg. "Zu versagen, das ist normal, das ist menschlich. Aber ihr haltet Atomkraftwerke für Wunderwerke, die niemals versagen" Sie schrie, bemühte sich nicht, ihre Emotionen zu verbergen. "Es wird wieder passieren, wie hier und keiner wird damit rechnen, es verdrängen, aber es wieder Opfer geben, Tote, Qualen, Verstümmelungen. Aber ihr wollt ja unbedingt vergessen und damit riskieren. Bitte!" Ein letztes Mal sah sie in die Augen ihrer Großeltern, voller Verzweiflung und Ungläubigkeit. "Ihr seid nicht mehr meine Großeltern!" Mit einer einzigen Geste aus frischer, aber tiefer Abschätzigkeit stand sie auf. Worte waren nicht mehr nötig. Sie rannte. Mit Tränen in den Augen stürmte sie zur Terrassentür, hastete ohne sich umzudrehen die Treppe hinunter, stoppte erst an der Haustür. Über den klaren Herbsthimmel hatten sich dunkle, schwere Wolken geschoben. Janna-Berta atmete tief ein. Die abgekühlte Luft strömte durch ihre Lungen, holte sie in die Realität. Sie beruhigte sie, ihr Herzschlag, der die ganze Zeit dumpf in ihren Ohren hallte, ließ nach. Plötzlich hörte Janna Schritte. Sie trat über die Schwelle. Ein dicker, warmer Regentropfen landete auf ihrem Arm. Hinter ihr öffnete sich die Tür. "Wohin gehst du?", fragte eine hysterische Stimme. Eine Wand aus prasselnden Regentropfen hinderte Berta, Janna zu folgen. "Almut", hauchte Janna-Berta, bevor der Wind ihr die Sprache nahm.
Ihr zwei Ignoranten. Während eures tollen Mallorcaurlaubs ist hier die Welt fast untergegangen und ihr solltet Folgendes wissen: Tante Helga hat gelogen, dass alles in Ordnung ist. In Wahreit sind alle tot. Kai, Uli, Mama, Papa und Jo. Aber euch soll man ja nicht mit so einer, "Katastrophe" langweilen. Oma Berta sagt, den Tränen nahe: Erzähl doch weiter, jetzt wo wir wissen, dass sie tot sind, kann es sowieso nicht mehr schlimmer werden!" Janna-Berta fuhr fort:,,Ich fang am Besten am Anfang an. Sobald wir von der Katastrophe wussten, wollten wir uns im Keller einrichten, aber Mama sagt, dass wir fliehen sollen. Auf dem halben Weg in Richtung Bahnhof wurde Uli von einem Auto überrollt. Nach dem misslungenen Versuch mit dem Zug zu fliehen musste ich einige Zeit in einer Notunterkunft bleiben,denn ich hatte viel zu viel Strahlung abbekommen. Später, als ich wieder gesund war, hat mich Tante Helga abgeholt. In Hamburg hat sich dann auch noch zu allem Überfluss mein Bester und einziger Freund mit Pillen selbst das Leben genommen. Von Helga bin ich zu Almut und von Almut dann zu euch. Und hier bin ich und erzähle euch von dieser Tragödie.
"Was ist los mit euch, das ihr es einfach nicht merkt? Die Atomkraft ist so etwas Schlechtes, und ihr denkt nie über euren Horizont hinaus!" sie stand auf, packte die Teekanne und warf sie gegen die Hauswand. Sie zerbrach mit einem lauten Klirren, das in der ganzen Nachbarschaft hörbar war. "Was ist den los?" fragte Oma Berta. "Sie sind tot! Sie sind alle tot!" brüllte Janna-Berta ihnen ins Gesicht. "Diese verdammte Atomkraft hat sie alle umgebracht." Janna-Berta erzählte die ganze Geschichte von vorne bis hinten. Vom Tod ihrer Eltern, wahrscheinlich durch die Kugeln der Polizisten und dem Auto, das Uli überfahren hatte. Währenddessen bebte ihre Stimme vor Zorn und Tränen. Als sie fertig war, waren ihre Großeltern ganz still, sagten kein Wort. "Ich hasse euch" murmelte Janna-Berta noch, als sie ihm Haus verschwand. Weinend warf sie sich auf ihr Bett.
"Stopp jetzt! Ich möchte, dass ihr die Wahrheit erfahrt! Erschreckt euch aber bitte nicht!". Janna-Berta zog ihre Mütze ab. Alle verstummten. Oma Berta fand zuerst ihre Worte wieder. "Jannchen, warum hast du uns nicht früher die Wahrheit gesagt?" Janna-Berta räusperte sich: "Ihr habt mich nicht zu Wort kommen lassen. Euch hat nur meine bescheuerte Mütze und Coco, der ja so tragisch verhungert ist, interessiert!" Opa Hans-Georg schnaubte auf. Er wollte gerade etwas sagen als Janna ihn unterbrach: "Nein Opa, sei still! Ihr wart die ganze Zeit auf Mallorca, abgeschnitten von der Welt, ohne jegliche Information, und ihr sorgt euch um Coco? Ja ich weiß Helga hat euch auf dem Laufenden gehalten... Aber soll ich euch was sagen? Sie hat gelogen. Die Wahrheit ist das alle, also Mama, Papa, Jo und Kai tot sind. Sie waren zu nah an der Katastrophe dran gewesen. Uli wurde wegen der Hektik von den ganzen Leuten von einem Auto überfahren. Ich hatte Glück und bin nur erkrankt. Helga hat euch nur nichts darüber erzählt, weil sie Angst hatte, dass es euch umhaut. Ich..." Sie brach in Tränen aus. Oma Berta dagegen starrte vor sich hin, als sie endlich begriff was ihr "Jannchen" da eben gesagt hat.Auch sie brach in Tränen aus. Auch Opa Hans-Georg beginnt zu begreifen und nahm erst mal einen Schluck Kaffee. Nach einiger Zeit Traurigkeit, fing Janna-Berta wieder an zu reden: "Ich habe Krebs, dagegen kann ich nichts tun! Meine ganze Familie ist tot. Ich habe nur noch euch. Ich weiß, dass ich mein ganzes Leben lang die Katastrophe nicht vergessen werde, aber ich will trotzdem glücklich sein, und zwar mit euch. Kann ich bei euch wohnen, solange ich lebe?" Oma Berta und Opa Hans-Georg schauten Janna verblüfft an. ,, Natürlich kannst du bei uns wohnen! Süße, vergiss nicht, wir sind immer für dich da. Diese Krankheit, die du hast, werden wir schon bekämpfen. Du wirst ein langes Leben haben, mit einer Familie und vielen Kindern.
Janna-Berta nahm die Mütze vom Kopf und begann zu sprechen: "Du hast ja keine Ahnung, was hier los war! Siehst du meinen Kopf? Nicht ein einziges Haar habe ich noch. Und als hier der ganze Mist losgegangen ist, ja da konnt ich leider nicht mehr deinen Vogel retten. Ich musste schon alleine Uli retten und auf ihn aufpassen, weil keiner da war. Kannst du dir vorstellen wie schwer es für mich war?" "Aber Jannchen wieso..", sagte ihre Oma zu ihr. "Und alle sind tot. Mama, Papa, Uli und Kai. Helga hatte euch angelogen, damit ihr auf Mallorca bleibt, bis sich hier alles stabilisiert hätte.", erwiderte Janna-Berta. Oma Berta brach in Tränen aus und Opa Georg blieb regungslos auf dem Stuhl sitzen. "Ich habe Uli vor meinen Augen sterben sehen. Ihn hatte im ganzen Durcheinander ein Auto überfahren und ihr regt euch wegen der Medien auf? Hier haben nicht nur wir unsere ganze Familie verloren, sondern auch viele andere Menschen. Durch die Medien bekommen diese Menschen, vielleicht noch ein wenig Hilfe. Mein einziger Freund Elmar hat sich das Leben genommen, weil er nicht damit leben konnte, einmal Krebs zu haben. Und ich werde einmal genauso enden. Meine Kinder, meine Enkel und ja vielleicht auch meine Urenkel werden entweder behindert sein oder Krebs bekommen. Wisst ihr ich habe alle verloren, die ich liebe. Ich habe, fast die ganze Zeit bei Almut gewohnt, ihr und Richard geht es auch nicht besser. Almut hat ihr Kind verloren und trotzdem eine Hilfsorganisation gegründet. Glaubt ihr sie könnte sich nicht wegen der ganzen Politik aufregen? Opa, hast du das alles durchgemacht? Hast du deine Haare verloren? Nein, hast du nicht. Ich war alleine, ganz alleine. Ihr könnt euch nicht annährend vorstellen, wie es mir in dieser Zeit ging." Janna-Berta stand auf, ging in ihr altes Zimmer, legte sich in ihr altes Bett und dann begann auch sie an zu weinen.
Janna-Berta sagte: "Helgas Geschichte ist eine einzige Lüge. An dem Tag, an diesem Tag, an dem die Zeit stehen zu bleiben schien, dem Tag der Flucht, waren Mama, Papa, Kai in Schweinfurt. Keiner hat es überlebt. Die Strahlung der brennenden Ruine hat alle dahingerafft." J.-B. begann zu weinen wie ein kleines Kind, stürzte sie sich von dem inneren Gefühl der Schuld getrieben in die Arme ihrer Großmutter . Sie sprach mit wie von ihren Tränen verwischten Worten. "Als Uli und ich flohen, wollten wir wie von der Polizei gefordert, im Keller bleiben. Doch dann rief Mama an und sagte, wir sollen fliehen. Sie konnte nicht zu Ende sprechen an diesem schweren Tag deutscher Geschichte. Wir konnten uns nicht einmal verabschieden. Auf einmal war die Leitung tot. Als wir dann über einen Hügel fuhren, konnte er nicht mehr bremsen. Er wurde überfahren." J.-B. schrie auf. Die Tränen rannten über ihr verschmiertes Gesicht. Doch dem Gefühl der ewigen Schuld war sie ein Stück ferner. Doch der hohe seelische Druck der schweren Schuld lastete immer wie ein Stück glühender Kohlen auf ihrer, von einem Seufzer erzitternder, Brust, die in ihrem gesamten leben nur noch von Seufzern gedehnt wurde. Über Janna-Bertas Lippen rann nie mehr ein echtes Lächeln ihrer Seele an die Aussenwelt.